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Was hat "Industrie 4.0" mit der "Steinzeit" zu tun?

von Neadertalern in Nadelstreifen....

Zunächst einmal eine Definition laut Bundesministerium für Bildung und Forschung:

"Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 zielt darauf ab, die deutsche Industrie in die Lage zu versetzen, für die Zukunft der Produktion gerüstet zu sein. Sie ist gekennzeichnet durch eine starke Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten Produktion. Kunden und Geschäftspartner sind direkt in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse eingebunden........ "

So geht der Text weiter und weiter und nicht einmal ist die Rede von den Menschen, die diese Veränderung gestalten, bzw. auf diese Reise mitgenommen werden. Prima!

Das ist die Fortsetzung, der seit der Industrialisierung eingeführten Art und Weise, Fortschritt zu generieren. Mehr und mehr verkommen Unternehmen dazu, Plätze zu werden, die prunkvolles Ambiente bieten und Menschen genau das bieten, was sie auch ihren Maschinen bieten:

Ein steriles Umfeld, in dem produziert werden soll! ...... und drinnen hausen die "Neandertaler in Nadelstreifen"!

Auswirkungen davon, wie Burnout oder Boreout, werden dann mit kurzfristigen Maßnahmen behandelt und wer nicht bald wieder funktioniert, der ist raus! Führungskräfte sind vollkommen überlastet, Firmenchefs sind überfordert und nur noch Produktivität zählt.

Als Alibi werden "Wohlfühlmanager" eingestellt, damit das Gewissen beruhigt ist und man sich ganz dem Geschäft widmen kann, sich nicht mit den lästigen Menschen abgeben muss. Wie weit sind wir mit dem Thema Führung/ Management oder Leadership eigentlich, wenn sich der Chef einen "Wohlfühlmanager" einstellen muss.
Welche wichtigere Aufgabe, als dafür zu sorgen, dass es seinen anvertrauten Menschen gut geht, diese sich wohlfühlen und damit Leistung bringen können und wollen, hat ein Chef denn? Shareholder-Value?...oder Asset-Management?...oder Industrie 4.0?..... sorry, ich glaube da sind wir auf dem falschen Dampfer!

Ich denke, dass das größte Potential für die Entwicklung unserer Unternehmen darin liegt, die Menschen zu entwickeln und nicht die Prozesse. Unsere Prozesse sind schon weit vorne und können natürlich weiter verbessert werden. Die Frage ist nur mit welchem Aufwand im Vergleich zum dem, der betrieben wird, Menschen weiter wachsen zu lassen. Wenn man beispielsweise die Budgets für die Optimierung des Qualitätswesens vergleicht, mit denen der Weiterbildung für Mitarbeiter, spricht das Bände!

Ein typischer Auswuchs dafür ist die Art und Weise, wie Mitarbeiter eingebunden werden in Feedbackschleifen. Da werden anonyme Mitarbeiterbefragungen gemacht, ein Riesenprozess kreiert, angeblich weil die Mitarbeiter sich sonst nicht trauen, ihre Meinung zu sagen.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: "Die Mitarbeiter trauen sich nicht ihre Meinung zu sagen!" Läuft da nicht etwas grundsätzlich schief, herrscht vielleicht eine Angstkultur anstatt einer Lernkultur? Und damit man da nicht ran muss, weil man sich selber nicht traut, baut man den Prozess der anonymen Mitarbeiterbefragung.

Wann wachen wir endlich auf? Im Land der Denker und Dichter der genialen Erfinder und Ingenieure brauchen wir Unternehmen, die Entwicklungsmöglichkeiten bieten und den Menschen in seiner Gesamtheit abholen. Disziplin und Struktur haben wir in unserer Kultur und hoffentlich gewinnen wir bald wieder an Kreativität und Menschlichkeit!

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der Focus für die Erhaltung unserer Wettbewerbsfähigkeit viel mehr in der Entwicklung unserer zwischenmenschlichen Kommunikation liegen muss, als in irgendwelchen Prozessen wie "Industrie 4.0". Die laufen dann nämlich geschmeidig und rund im Hintergrund.

"Es geht nie um die Sache, sondern immer um die Menschen, die diese Sachen bewegen, auch so eine Industrialisierung 4.0!" Das geht an alle "Neandertaler in Nadelstreifen"!

Ich freue mich auf Kommentare und Anregungen!

Viele Grüße, Rolf Söder

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